Wir spielten im Frühjahr 1970:
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"Wunschträume"
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Komödie von Lotz-Illing
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Regie: Heiner Tewes
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Aufführungen
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4 Aufführungen im April
1970
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Personen und Darsteller
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Professor Schumacher:
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Egbert Wieck
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Herwarth Wrede,
Privatgelehrter:
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Rudi Schröder
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Frau Kommerzienrat Hannemann:
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Hilma Wieck
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Fräulein Kawada:
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Annelie Lettermann
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Suleike Schmidt:
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Lisa Schröder
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Willy Pfister:
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Till Zickler
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Evamarie Langefeld:
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Helmtraut Riese
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Lottchen Krause, Küchenhilfe:
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Bärbel Fischbeck
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Frau Pasalke, Putzhilfe:
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Elfi Bergel
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Kumeran, Gendarm und
Briefträger:
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Erich Hübner
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Presse
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Früh übt sich, wer ein nichtiger
Kulissenmaler wenden will
Der kleine Hanns Wieck, jüngstes
Mitglied der Volksspielbühne Rissen, rührt eifrig im großen
Farbtopf herum. Das ist doch mal was anderes, als das ABC zu lernen!
Und wenn der kleine Bengel Glück hat, kriegt er vielleicht auch noch
eine Rolle in einem Stück. Das wäre natürlich der schönste Tag für
seine Mutter, die selbst schon seit Jahren in dieser
Amateuerspielschar mitmacht. Die spielfreudige Schar hat sich in der
alten Scheune eines Bauernhauses aus dem Jahre 1737 in der
Rackertwiete eingenistet.
Nach den Ferien soll ein neues Stück Premiere haben. Bis dahin gibt
es natürlich viel zu tun, und so packen nicht nur alle
Ensemblemitglieder beim Kulissenzimmern und -malen mit an, sie haben
zum Teil auch ihren Urlaub für ihr Hobby geopfert. Beim Zimmern der
Pappwände können die Herren der Schöpfung ihre sonst brachliegenden
handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen, und die Damen
dürfen allem den letzten Schliff geben. Nebenbei müssen sie alle
auch noch ihre Rollen lernen. Worum es im „Wunschtraum" geht, den
sie gerade einstudieren, wollen die Spieler allerdings noch nicht
verraten. Aber wenn man die idyllische Kulissenszenerie sieht, dann
kann man sich vorstellen, daß auch die Liebe in dem Stück nicht zu
kurz kommt...
(Hamburger
Abendblatt)
„Wunschträume"
Die V.B. Rissen hatte sich zum Abschluß der Spielzeit eine heitere
Komödie von Lotz-Illing ausgesucht, die meines Wissens bisher noch
nicht von einer Hamburger Volksspielbühne gebracht wurde. Sowohl das
Stück als auch das gesamte Spiel unter der Spielleitung von Heiner
Tewes haben mir sehr gut gefallen. Ein besonderes Lob möchte ich den
Bühnenbauern und Technikern dieser Aufführung zollen. Die Gestaltung
und Einrichtung des Zimmers vermittelte eine gemütliche Atmosphäre.
Der rückwärtige Gebirgsprospekt wirkte natürlich, und die
Beleuchtung der Abenddämmerung möchte ich als sehr geglückt
bezeichnen. Hierzu paßte aber meiner Meinung nach die
Seitenabdeckung der Bühne nicht, die dort abgebildeten Häuser sahen
zu sehr nach Elbvororten aus. Ich könnte mir nicht vorstellen, daß
eine Baufirma diesen Häusertyp auch im Hochgebirge verkaufen könnte,
sicher hätte eine einfarbige, bilderlose Seitenverkleidung zu diesem
Bühnenbild besser gepaßt.
Da ich gerade beim Meckern bin über Sachen, die mir nicht so gut
gefallen haben, möchte ich mir die paar negativen Sätze dieser
Spielbetrachtung auch schnell von der Seele schreiben. Leider war
ich mit der Figur des Professor Schumacher (Egbert Wieck) gar nicht
einverstanden. Daß der liebe Professor zwei Arme und zwei Hände zu
viel hatte, half mit, daß er reichlich nervös und an einigen Stellen
auch etwas übertrieben, um nicht zu sagen trottelhaft, wirkte (z. B.
Szene mit Angelgeschirr). Egbert Wieck hat mir in anderen Stücken
schon wesentlich besser gefallen. Wenn dieses Mal das Publikum auch
gelacht hat und Beifall zollte, so sollte sich Egbert Wieck aber
doch nicht zum Millowitsch von Rissen machen lassen.
Dagegen war ich von der Darstellung der Rolle des Privatgelehrten
Herwarth Wrede (Rudi Schröder) ganz begeistert. Sein schlechtes
Benehmen war mit so viel Humor und Eleganz gekonnt gebracht, daß es
keinen Augenblick plump wirkte, und so glückte es ihm auch, zum
Schluß den Diplomaten im auswärtigen Dienst zu spielen. Frau
Kommerzienrat Hannemann (Hilma Wieck) verstand es, in einer kleinen
Rolle durch Kleinigkeiten ein gar nicht kleines Lächeln auf die
Gesichter der Zuschauer zu zaubern. Die beiden Damen Fräulein Kawada
und Suleike Schmidt (Annelie Lettermann und Lisa Schröder) pflegten
als Gäste des Sanatoriums ihren leichten Tick. Die beiden Damen
verstanden es, übermäßige Übertreibungen zu vermeiden, und genossen
dadurch während des ganzen Stückes die Sympathie des Publikums.
Willy Pfister (Till Zickler) wirkte in seinen kurzen Auftritten als
gefeierter Filmstar ganz glaubhaft, leider hatte die Behandlung im
Sanatorium bei ihm aber wohl keinen großen Erfolg, denn in der
letzten Szene als Finanzbeamter wirkte er mir zu hölzern und steif.
Aber gewisse Hemmungen werden sich mit der Zeit schon geben.
Ein sehr natürliches Mädchen war Evamarie Langefeld (Helmtraut
Riese). Nur konnte ich mir schwer vorstellen, wie sich ein solches
Mädel in den schon reichlich schrullenhaften Professor verlieben
konnte. Aber verstehe einer die Wege der Liebe, und da es außerdem
so im Rollenbuch steht, wird es schon seine Richtigkeit haben. Die
Küchenhilfe und Stütze des Hauses Lottchen Krause (Bärbel Fischbeck)
sorgte durch ihre Jugend für die Fröhlichkeit in dieser Aufführung.
Ja, ich möchte fast sagen, sie war die Prise Salz, die die Suppe der
Wunschträume so schmackhaft machte. Für eine gefeierte
Schauspielerin hätte noch ein kleiner Schuß mehr Sicherheit gut
getan.
Für die Sauberkeit des Parketts sorgte Frau Pasalke (Elfriede
Bergel), eine Hamburger Type, der durch das deutsche
Wirtschaftswunder zu Hause der Besen aus der Hand genommen worden
war. Wenn ihr Spiel auch sicher und gekonnt war, so brachte sie doch
reichlich viel Hamburger Dialekt (kein reines Niederdeutsch) in die
Bergwelt, fast etwas St. Pauli-Theater. Zum Glück wurden starke
Übertreibungen vermieden, so daß man sich auch an die hier gezeigte
Auffassung der Rolle gewöhnen konnte.
Als letzter im Programm stand der Gendarm und Landbriefträger
Kumeran (Erich Hübner). Nach dem Motto „gib dem Deutschen ein Amt,
er wird schon etwas daraus machen", verstand der Spieler, auch aus
dieser kleinen Rolle das beste herauszuholen, was sie zu geben
hatte.
Die geschmackvolle und reichhaltige Kleidung der Darsteller rundete
die gelungene Aufführung noch mehr ab. Mögen die Rissener Freunde
auch in der kommenden Spielzeit weiterhin eine so glückliche Hand
bei allen ihren Aufführungen haben, wie an diesem Abend, das wäre
mein Wunschtraum. Und wie ich die V.B. Rissen kenne, wird sie ihn
auch realisieren.
(Verbandskritiker Werner Delto)
Es war ein geglückter Abend
Rissen. Vor ausverkauftem Haus spielte die Volksspielbühne in der
Schule Iserbarg. Es gab die heitere Komödie „Wunschträume" von
Lotz-Illing unter der Spielleitung von Heiner Tewes. Es war eine
gute Wahl.
Professor Schumacher, ein ebenso kluger wie cleverer Psychologe, hat
die Idee seines Lebens. In seinem Sanatorium soll jeder Mensch
einmal glücklich sein und alle seine Wünsche sollen sich erfüllen.
Eine biedere Kleinstadtbürgermeisterfrau, vom grauen Hut bis zu den
soliden Schuhen, möchte einmal etwas anderes sein, etwas
Geheimnisvolles, Exotisches. Gut. [...] Wie werden alle mit der
Wirklichkeit fertig?
Wie immer, machte Egbert Wieck seinen Fans große Freude. Diesesmal
als cleverer Professor. Ein charmanter Rüpel war Rudi Schröder, und
Hilma Wieck war die elegante Frau Kommerzienrat. Annelie Lettermann,
Lisa Schröder, Till Zickler, Helmtraut Riese, Bärbel Fischbeck,
Elfriede Bergel und Erich Hübner füllten ihre dankbaren Rollen mit
Leben. Es war wieder ein geglückter Abend, der allen Freude machte.
(Norddeutsche Nachrichten)
Aus unserem Milieu:
Die "Wunschträume" sind ausgeträumt!
Wenn man bedenkt, wieviel Ehrgeiz in den Vorbereitungen eines
solchen Stückes steckt, dann ist es jammerschade, daß es nur 4 mal
über die Bühne geht; die Zukunft bringt da vielleicht eine Wendung.
- Wohlwollende Beurteilung der Wunschträume", Freude über die
wirklich schicke Garderobe im letzten Akt, Begeisterung wiederum
über das Bühnenbild. - Fühlten unsere niederdeutschen "Fans" schon
wieder vor: "Wann speelt ji denn mol wedder plattdüütsch?". - Nun,
zum Beginn der neuen Spielzeit, im Herbst, kommen sie wieder auf
ihre Kosten. - Kopfzerbrechen bereitet uns immer wieder die Werbung
für die Aufführungen: irgendwo bleibt das Gefühl, vielleicht doch
nicht alles getan zu haben. In der Zeit der Reizüberflutungen und
Massenmedien muß einem schon etwas Besonderes einfallen, um das
Publikum anzulocken. Wer hätte ein paar gute Vorschläge dazu?
Abzuladen bei unserer Geschäftsstelle.
Und noch etwas: Wir halten Ausschau
nach handwerklich Begabten (z. B. Kulissenmaler) die Mitglieder der
V. B. werden möchten.
(Bärbel Fischbeck in der Rissener
Rundschau)
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Szenen-Fotos
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Bärbel Fischbeck
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Annelie Lettermann
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Hilma Wieck - Erich Hübner - Rudi
Schröder
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Annelie Lettermann - Hilma Wieck
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Impressum
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